Zwischen Freud und Leid

Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie nahe Freud und Leid doch beieinander liegen können. Manchmal ist es nur ein Katzensprung von einander entfernt. In der einen Sekunde kannst du dich über eine Situation freuen und nur 3 Sekunden später, könnte man alles wieder verfluchen. Ich persönlich kenne solche Momente momentan nur zu gut.

 

Auf los gehts los

Vor ein paar Wochen haben mein Mann und Ich entschieden, dass es an der Zeit ist, Liam von den Windeln wegzubekommen. Voller Vorfreude wurden Unterhosen eingekauft. 10 Stück sollten eigentlich reichen, haben wir uns gedacht. Schnell haben wir gemerkt, dass wir falsch gedacht haben. 3 Tage und gefühlte 100 Waschmaschinengänge später, wurden noch mehr Unterhosen und auch gleich Trainerhosen bestellt. Mit mehr Ausrüstung konnte es weitergehen.

Aller Anfang ist schwer

Liam hat super mitgemacht. Bereits am 1. Tag wollte er tagsüber keine Windeln mehr anziehen. Wir als Eltern haben uns natürlich gefreut, dass dieser Übergang ohne allzu grossen Diskussion stattgefunden hat. Bereits jetzt, nach den ersten paar Tagen, kann ich schon über Freud & Leid sprechen.

Freud - dein Kind akzeptiert den Übergang und möchte Unterhosen anziehen.

Leid - ich bin nur noch am Boden aufwischen und Kleider waschen.

Klar, mir ist völlig bewusst, dass ein Kind zuerst lernen muss, zu merken wann es Pipi machen muss. Damit ist es aber noch nicht getan. Nein, das verheben muss auch noch gelernt werden. Und Mami muss unbedingt wissen, wo es neue Nerven zu kaufen gibt.

Mir war klar, dass die Zeit "Windelfrei werden" kein Zuckerschlecken wird. Aber es gab echt Tage, wo ich dachte: "leck mich am Arsch! Her mit den Windeln"! Fertig, Feierabend, ich habe kein Bock mehr. Da habe ich mich oft gefragt: "warum diesen Stress"?

1 Schritt nach vorne und dann aber wieder 2 Schritte zurück. Warum? Es lief doch einigermassen gut. Wieso jetzt dieser Rückschlag mit auf den Boden urinieren? Wieso "nein Mami ich muss nicht" aber 2 Minuten später sind die Hosen nass? Ich verstehe es nicht! Muss ich auch nicht. Es muss nicht vom 1. Tag an perfekt laufen. Er muss lernen und ich muss lernen zu verstehen, dass er eben lernen muss.

Läuft

Mittlerweile macht er es ziemlich gut. Klar geht manchmal noch ein Tröpfchen in die Unterhose, aber das passiert mir mit meinen 37 Jahren teilweise auch heute noch 🤷🏻‍♀️  Er geht selbständig aufs Töpfchen und ist immer ganz stolz, wenn es rieselt. Natürlich muss auch jedes Bisi an Mami oder Papi gezeigt werden.

Das grosse "WARUM"

Gerade noch gelobt und schon könnte man die ganze Situation wieder verteufeln, die Unterhosen verbrennen und zurück zum Ursprung gehen. 2 Wochen erledigte Liam sein Geschäft schön dort wo es hingehört. Und jetzt? Jetzt sind wir wieder ganz am Anfang. Und ich frage mich warum? Ist er zu faul um auf die Toilette zu gehen? Hat er einfach keinen Bock? Ist er möglicherweise doch noch nicht bereit? Oder hatte er einen schönen Windelntraum und hofft insgeheim, dass er die wieder anziehen darf, wenn er in die Hosen macht? 

Ich hoffe einfach mal, dass es eine Phase ist. Gott ich liebe dieses Wort Phase. Das ganze Leben besteht irgendwie aus Phasen.

Jedes Kind wird einmal trocken

Nun heisst es die Motivation und Geduld nicht verlieren und weiter machen. Schliesslich ist noch jedes Kind trocken geworden. Einige später als andere, aber windelfrei. 

Und es ist immer wieder schön, von anderen Müttern zu hören, dass auch sie fast all ihre Nervenzellen bei diesem Thema verloren haben. Man ist also nie alleine. 

Trotzdem freue ich mich, wenn wir dieses Kapitel geschafft haben.

Also Augen zu und durch. Und das Waschen nicht vergessen 🥳

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